Aufgabe 23
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Irgendwann kommt Arne plötzlich auf mich zu. "Ich habe mich von Darek verabschiedet. Ich werde ihn nicht mehr wiedersehen", erklärt er mir. Ich bin zwar etwas erstaunt darüber, aber ich nicke. "Weißt du, Arkadiusz, das zwischen mir und Darek war keine Romanze und es war auch nicht Liebe. Wir haben uns einfach gegenseitig gebraucht. Er und ich sind uns sehr ähnlich. Auch ich habe meinen "Arek". Er hat seinen wiederbekommen und geht. Das verstehe ich. Ich hätte es an seiner Stelle nicht anders gemacht."
 

"Behandele ihn gut! Hast du das verstanden?", er sieht mich ermahnend an. "Darek verdient es einfach gut behandelt zu werden." "Keine Angst, Arne", antworte ich ihm. "Ich werde ihm nie wieder wehtun. Das verspreche ich." Seinem Blick kann ich einen leisen Zweifel entnehmen, doch den kann ich ihm nicht übelnehmen. Aber er irrt sich. Ich werde Darek nicht noch einmal enttäuschen. Zum Abschied umarmt Arne mich freundschaftlich und verschwindet für immer aus Dareks und meinem Leben.
 

 

 


Einen Tag später wird Darek vorübergehend entlassen. Er soll sich zuerst von der OP erholen, bevor es mit seiner Behandlung weitergeht. Und er kommt zurück nach Hause, zu mir in die Simlane 10.
 

Orion ist überglücklich, dass Darek wieder zurück ist. Von der Krankheit erzählen wir ihm nichts. Es ist nicht nötig, dass er es weiß. Und wie soll man es dem Kleinen auch erklären, dass sein Papa heimgekommen ist, aber dass er in ein paar Wochen...? Nein, ich darf nicht einmal daran denken.
 

Joanna können wir es nicht verschweigen. Sie hätte ohnehin schnell gemerkt, dass etwas mit Darek nicht stimmt. Es ist ein Schock für sie, der die Freude über Dareks Rückkehr bei weitem überdeckt. Nach außen trägt sie diese Nachricht mit Fassung, doch ich kann mir sehr gut vorstellen, wie es wirklich in ihr aussieht.
 

Denn ich weiß, wie ich mich fühle. Wenn ich nur einen Augenblick zur Ruhe komme, kann ich nur daran denken, dass ich Darek schon in wenigen Wochen verlieren könnte. Und diese Vorstellung ist so schrecklich, dass ich innerlich beinahe zerbreche.
 

Ich könnte dieses Gefühl unterdrücken, die Angst, die in mir aufsteigt. Ich müsste nur zur Theke gehen und mir ein Glas einschenken. Nichts wäre einfacher als das. Schließlich tue ich Tag für Tag nichts anderes um die Angst und den Ekel vor meinem Job zu unterdrücken. Das sind meine Gedanken, als ich mit der Flasche in der Hand vor der Bar stehe. Aber jetzt kann ich es nicht. Die nächsten Tage und Wochen will ich ganz für Darek da sein und das kann ich nicht, wenn mein Geist vernebelt ist.
 

 

 


Für Joanna ist es wieder eine schlaflose Nacht, wie so oft, seitdem sie von Dareks Krankheit weiß. "Wann willst du deinen Eltern endlich von der Hochzeit erzählen", fragt Tobias seine Verlobte und küsst sie zärtlich auf die Schulter. Er weiß, dass Joanna seine Frage gehört hat, auch wenn sie nicht antwortet. Er stellt sie nicht zu ersten Mal.
 

Langsam dreht sie sich zu ihm um. "Ist es falsch von mir, wenn ich mich auf meine Hochzeit freue?", fragt sie mit ernster Miene. "Ist es falsch, dass ich mir nichts sehnlicher wünsche als deine Frau zu werden, wenn gleichzeitig mein Vater im Sterben liegt?" Tobias sieht sie verständnisvoll an und streicht ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Es ist doch nicht gesagt, dass dein Paps sterben wird, Jojo. Die Medizin ist heute so viel weiter, als noch vor ein paar Jahren. Vielleicht schlägt die Behandlung ja bei ihm an."
 

Sie möchte ihm glauben, das möchte sie wirklich. Aber sie kennt die Wahrheit. "Er wird es nicht schaffen!", schluchzt sie. Tobias nimmt sie beschützend in den Arm. "Dann erzähl ihm von der Hochzeit, bevor es zu spät ist. Lass uns so schnell wie möglich heiraten. Willst du nicht, dass er dabei ist?" "Doch", antwortet sie mit zittriger Stimme. "Du hast Recht Tobi, ich werde es ihnen gleich morgen sagen."
 

 

 


Und am nächsten Abend erwartet uns ein herrlich duftendes Essen. Joanna hat schon angekündigt, dass es etwas Wichtiges zu verkünden gibt und hat auch meinen Vater, Don Carlos, und Rosario eingeladen. Aber als sie dann mit Tobias den Raum betritt vergeht mir der Appetit. Und auch meinem Vater kann ich ansehen, dass er nicht begeistert ist, diesen Jungen bei meiner Tochter zu sehen.
 

Und als sie den Ring an ihrem Finger mit den Worten, "Tobias hat um meine Hand angehalten. Wir werden heiraten!", präsentiert, verschlucke ich mich doch fast an einem Stück Kotelett. Auch am Rest des Tisches wird es ganz still. Joannas strahlendes Lächeln beginnt sich zu einer krampfhaften Grimasse zu verziehen. Mit so einer Reaktion hat sie nicht gerechnet.
 

Es ist Darek, der als einziger aufsteht und sie kräftig umarmt. "Ich freue mich so für dich, Joanna." Er lächelt ihr warmherzig zu und allmählich erscheint das Lächeln zurück auf ihren Lippen.
 

Dann geht er auch auf Tobias zu. "Ich freu mich für euch beide. Willkommen in der Familie, Sohn." Und dann umarmt er ihn ebenfalls, nicht weniger warmherzig als er es gerade bei Joanna getan hat.
 

Damit scheint das Eis gebrochen, denn nun erheben sich auch Rosario und mein Vater von ihren Plätzen und gratulieren den beiden zu ihrer Verlobung.
 

Auch ich stehe auf. Es sträubt sich zwar alles in mir, aber auch ich nehme Joanna in den Arm und gratuliere ihr. Ihm schüttle ich nur kurz die Hand und mein eiskalter Blick lässt ihn ganz genau verstehen, was ich von dieser Verbindung halte.

 

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kor. 13.02.2011