Aufgabe 21
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Von diesem Tag an leben Darek und ich wirklich nur noch zufällig unter einem Dach. Er geht mir aus dem Weg, wann immer er kann und oft übernachtet er im Hotel und nicht im Haus.
Es ist eher Zufall, dass er im Garten ist, als ihm plötzlich ein Mann im hellblauen Hemd auffällt, der vorsichtig zum Grab von Spike, einem Hund, der auf unseren Grundstück gestorben ist, schleicht. Plötzlich wird Darek bewusst, dass dieser Typ öfter in seiner Nähe ist, nur ist ihm das bis jetzt nicht so bewusst geworden.


Dieser Typ legt etwas auf den Rasen. Als er Darek bemerkt, weiten sich seine Augen vor Schreck und er läuft ohne ein Wort zu verlieren weg. "Hey!", schreit Darek ihm hinterher, doch der Typ ist schon längst über alle Berge. Darek geht zu Grab hinüber und findet dort mehrere dunkelrote, fast schwarze Rosen. Unwillkürlich läuft ihm ein Schauer über den Rücken.


Und diese Begegnung lässt Darek keine Ruhe mehr. Man hört ja immer wieder von Stalkern, die ihre Stars verfolgen und sogar in ihre Häuser einbrechen. Die Illustrierten sind voll von solchen Fällen. Am Set trifft er auf Barbera. "Darek, was ist los?", fragt sie besorgt, noch bevor sie sich richtig begrüßt haben.


Darek erzählt ihr was im Garten vorgefallen ist und das er diesen Typen schon öfter bemerkt hat. Zu oft, als das es Zufälle sein könnten. "Du solltest dir nicht zu viele Sorgen machen Darek", antwortet Barbera schließlich. "Das ist sicher einer dieser besonders hartnäckigen Fans, aber meistens sind sie harmlos. Ich wurde auch schon von einem verfolgt. Meistens sind solche Menschen nur an dir interessiert, solange sie glauben, dass sie dein einziger Fan sind. Geh auf deine übrigen Fans zu und dieser Typ sollte dich in Ruhe lassen. Und wenn das nicht klappt, dann schnapp dir eine Voodoo-Pupe und quäl ihn ein bisschen. Das vertreibt ihn, zumindest zeitweise."


Und wie es ihm Barbera empfohlen hat, trifft sich Darek nun regelmäßig mit seinen Fans. Willige Kandidaten gibt es mehr als genug und Darek kann nicht behaupten, dass es ihm keinen Spaß machen würde zu sehen, dass wildfremde Leute begierig darauf sind, seinen Worten zu lauschen.


Und noch lieber hat er es, den Glanz in den Augen seiner Fans zu sehen, wenn er ihnen ein eigens gewidmetes Autogramm überreicht.


Dareks Problem mit dem fanatischen Fan löst sich dadurch aber nicht auf. Eines Abends erwischt er ihn schon wieder auf unserem Grundstück, wie er gerade um das Haus schleicht. Doch diesmal kann er ihn zur Rede stellen. "Hey, warum schleichen Sie sich nachts um mein Haus?", blafft er ihn wenig freundlich an. "Wenn Sie Autorgramme wollen oder ein privates Gespräch suchen, dann kommen Sie zu einer meiner Autogrammstunden. Auf meinem Grund und Boden will ich Sie nicht mehr sehen! Haben wir uns verstanden?!" Dem fanatischen Fan ist das ganze scheinbar so peinlich, dass er kein Wort heraus bekommt und sich ganz schnell vom Acker macht, als Darek seine Standpauke beendet.


Aber wirklich gebracht hat das nichts, denn schon wenige Minuten später steht er wieder vor dem Haus und fotografiert unsere Haustür.


Und was Darek nicht weiß, ist das dieser Kerl sich viel öfter bei uns herumtreibt. Er fotografiert alles, was er unter die Linse bekommt und durchwühlt sogar unseren Müll. Das ist wirklich widerlich.


Und am nächsten Abend muss Darek feststellen, dass dieser aufdringliche Kerl immer noch um das Haus schleicht. Und das ist selbst für Darek zu viel. Und deshalb befolgt er Barberas Tipp mit der Voodoo-Puppe.


Er greift die Voodoo-Puppe, bestreut sie mit den getrockneten und gemahlenen Rosen dieses Fans und spricht einen Spruch, wie Gruselinde es ihm aufgetragen hat. Und dann schleudert er die Puppe wie wild hin und her. Und so unglaublich es klingt, der Kerl im blauen Hemd folgt jeder einzelnen Bewegung. Seine panischen Hilferufe stacheln Darek dabei nur noch mehr an.


Auch wenn die Voodoo-Puppe Darek ein wenig seelische Befriedigung gebracht hat, so ist er seinen treusten Fan leider nicht los geworden. Und deshalb versucht er noch einmal, sich um seine weniger anhänglichen Fans zu kümmern.


Das funktioniert an sich sehr gut, es ist nur fraglich, ob es wirklich hilft diesen fanatischen Fan los zu werden. Denn bis jetzt taucht er immer wieder beharrlich jeden Tag aufs neue auf und folgt Darek Schritt auf Tritt.

 

 


In der Zwischenzeit scheint Joanna in ihrer Aufgabe als Flugbegleiterin richtig aufzugehen. Sie ist jetzt zwar oft über mehrere Tage nicht zu Hause, aber das scheint ihr wenig auszumachen und vielleicht ist das auch besser bei der angespannten Situation zwischen Darek und mir. Ich selbst kann kaum nachvollziehen, was an dem Beruf einer Kellnerin im Flugzeug aufregend sein soll.


Doch wenn sie am Flughafen von Tobias abgeholt wird, dann strahlen ihre Augen und seine tun es auch. "Hallo Süße, die drei Tage ohne dich waren wirklich schlimm für mich." Er drückt sie fest an sich und haucht ihr dann einen Kuss auf die Lippen. "Kannst du deine Chefs nicht fragen, ob sie dich nicht nur auf Kurzstrecken einsetzen können?" Joanna küsst ihn daraufhin sanft zurück, schüttelt dann aber mit dem Kopf. "Leider nicht. Ich muss dort hin, wo meine Chefin mich haben will. Ich kann es nicht ändern. Und jetzt muss ich dringend aufs Töpfchen. Der Flug war lang", fügt sie lachend hinzu.


Nach kurzem Aufenthalt in der Toilette schlendern die beiden Hand in Hand über die Galerie des Flughafengebäudes und Tobias gibt ihr einen Fruchtdrink aus. "Musst du diese Woche noch einmal fliegen?", fragt er sie. Sie schüttelt als Antwort nur mit dem Kopf, während sie einen großen Schluck durch den Strohhalm des Getränks nimmt. "Nein, den Rest der Woche werde ich am Check-In eingesetzt. Das heißt, ich bin ganz für dich da."


"Och nein, bin ich doof!", ruft Joanna plötzlich aus und fasst sich an die Stirn. "Ich hab meinen Trolli im Flugzeug vergessen. Da sind all meine Sachen drin und das Flugzeug startet gleich wieder. Ich muss ihn noch schnell holen." Und damit steht sie auf und rennt zum Gate, an dem das Flugzeug steht.


"Ivone, hi! Ich muss noch schnell ins Flugzeug. Ich hab meinen Trolli vergessen. Geht das noch in Ordnung?", fragt Joanna ganz außer Atem, als sie am Schalter ankommt. "Beeil dich aber, die wollen gleich los." antwortet Ivone ihr und lässt sie in letzter Minute das Flugzeug besteigen.


Wenige Augenblick später ist Joanna auch samt Trolli wieder aus dem Flugzeug zurück. "Danke, Ivone, bis morgen dann", verabschiedet sie sich und geht mit Tobias zum Parkplatz. Während er schon mit dem Koffer zum Auto geht, ruft sie ihre "Chefin" an. "Es hat alles so geklappt wie besprochen, Donna Justyna. Die Diamanten waren wie vereinbart auf der Damentoilette. Das Mädel am Gate, hat mich ohne Sicherheitskontrolle einfach in das Flugzeug steigen lassen. Unsere Leute in Sydney werden sie an der besprochenen Stelle finden. Ich bin jederzeit bereit, für meinen nächsten Auftrag." Und damit hängt sie auf.


Tobias wartet bereits am Wagen, als Joanna ankommt. "Hast du Lust mir am Wochenende wieder bei einem Einbruch zu helfen?", fragt er sie nachdem er sich vergewissert hat, dass niemand mithört. "Klar hab ich", antwortet sie breit grinsend und steigt in das Auto. "Ich hab dir doch gesagt, dass ich dir immer gerne helfe."

 

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kor. 06.02.2011