Aufgabe 9

 

Körperlich geht es mir schnell wieder besser und ich verbringe viel Zeit im Park des Krankenhauses. Wie sich rausstellte, habe ich den Tod meiner Familie nur geträumt. Aber es kam mir alles so real vor. Manchmal frage ich mich, ob ich nicht noch immer träume. Wenn Träume so real sind, wer sagt mir, dass mein gesamtes Leben nicht ein Traum ist?
Die Minuten, in denen ich alleine bin, widme ich meinen Eltern. Ihr Auftauchen und plötzliches Verschwinden ist mir ein Rätsel. Darek hatmir erzählt, dass sie so plötzlich aufgetaucht sind, wie sie wieder verschwunden waren. Ich glaubte immer mein Vater sei tot. Er musste einfach tot sein, warum wäre er sonst nicht zu mir und meiner Mutter nach Polen gekommen? Doch mein Vater lebt. Und meine Mutter? Sie ist im Zeugenschutzprogramm. Sie dürfte meinen Aufenthaltsort nicht kennen. Und wenn sie mich wircklich gesucht und gefunden hätte, warum sollte sie dann sofort wieder verschwinden?
Meine Eltern sind ein Geheimnis für mich. Doch ich habe einen Entschluss gefasst: "Darek, ich muss herausfinden, wo meine Eltern sind, was genau vor 25 Jahren passiert ist. Ich muss es wissen." Darek versteht mich, denn er weiß, wie viel meine Eltern und insbesondere mein Vater mir bedeuten. "Ich werde dich bei der Suche nach Antworten auf deine Fragen unterstüzen so gut ich kann."
Nach einer Woche werde ich aus dem Krankenhaus entlassen und kann endlich wieder nach Hause. Die Mädchen warten bereits an der Tür. Auf Joannas Gesicht erscheint ein breites Grinsen als sie mich sieht. Oxana schaut dagegen eher beschämt auf den Boden.
Joanna fällt mir sofort um den Hals und küsst mich auf die Wange: "Endlich bist du wieder zu Hause, Daddy. Du darfst "Don Carlos" aber nicht böse sein. Er hat es nicht so gemeint." Auf alle Fälle werde ich mich von diesem Meerschweinchen vernhalten. Über Joannas Schulter hinweg beobachte ich Oxana, die sich immer unwohler in ihrer Haut zu fühlen scheint und nervös von einem Bein auf das andere wechselt.
Als ich wieder aufstehe kommt Oxana auf mich zu. Sie sieht aus, wie ein Häufchen Elend. Sie schaut mir nicht in die Augen, als sie anfängt zu sprechen: "Dad, ich hasse dich nicht. Ich habe es nicht so gemeint, das musst du mir glauben." Es sind die ersten Worte die sie mit mir spricht, seit dem Zwischenfall nach meiner Entlassung aus dem Gefängnis.
Ich fasse sie an die Hand und drücke sie zärtlich: "Das weiß ich doch, meine Kleine." Und jetzt brechen bei Oxana alle Dämme. "Ich liebe die Dad" schluchzt sie. Doch sie schaut mir immer noch nicht in die Augen. "Ich liebe dich auch, mehr als du es vielleicht glaubst", sage ich ihr sanft, "Und wenn sich jemand entschuldigen muss, dann bin ich es."

Auf Grund meiner Krankheit, konnte ich noch keine neue Arbeit finden. Um erlich zu sein, weiß ich auch nicht, was ich in Zukunft machen will. Das Gaunerdasein ist das, was ich mein ganzes Leben lang getan habe. Ich kenne nichts anderes.

Darek verdient zur Zeit auch kein Geld. Er war die ganze Zeit über bei mir im Krankenhaus und hat sich um die Kinder gekümmert, sodass sein Trainer ihn für diese Saison nicht mehr aufstellen wird, da Darek zu viele Trainingsstunden verpasst hat. Und Darek wird nur nach Leistung bezahlt.

Das heißt, wir mussten von unseren Ersparnissen leben, die aber nicht zu knap ausfallen. Es trudelten zudem nach einige Gewinne ins Haus und die Mädchen haben von Rosario öfters etwas Geld bekommen. Selbst wenn Darek oder ich nicht so schnell eine neue Verdienstquelle finden, brauchen wir uns keine all zu großen Sorgen zu machen.

Und dank meiner vielen Freizeit, die ich jetzt habe, konnte ich viele meiner alten Freundschaften wiederbeleben. Somit haben wir jetzt wieder 9 Familienfreunde.

 

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